"Grüner Knopf schafft Siegelunklarheit"


Die deutsche Textilindustrie hat kein Vertrauen in den von Bundesminister Dr. Gerd Müller vorgestellten Grünen Knopf und kann ihn deshalb auch nicht als neues Einheitssiegel empfehlen. Das ist das Ergebnis der sorgfältigen Prüfung des Konzepts durch den Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie, dem 25 Landes- und Branchenverbände mit rund
1 400 Unternehmen angehören.

 

Ingeborg Neumann, Präsidentin des Gesamtverbandes textil+mode: „Wir können das neue Siegel nicht empfehlen. Es schafft mehr Siegelunklarheit als Siegelklarheit. Das vorgestellte Konzept aus dem Entwicklungsministerium wirft mehr Fragen auf als es Antworten gibt, beispielsweise was die Zulassungskriterien und die staatliche Kontrolle angeht. Wir können nicht zulassen, dass die international etablierten Siegel und Zertifizierungssysteme, in die unsere Unternehmen seit langem viel investieren, Schaden nehmen. Das wäre gerade für uns als Mittelständler, die wir in scharfer Konkurrenz zu den globalen Bekleidungsketten stehen, ein großer Schaden für unsere Glaubwürdigkeit – und damit auch für unsere Wettbewerbsfähigkeit.“

 

Unter dem Dach des Gesamtverbandes der deutschen Textilindustrie sind rund 350 deutsche Modemarken organisiert, die für sehr gute Qualität, Werthaltigkeit und hervorragende Passform stehen. Sie produzieren nach weltweit höchsten Umwelt- und Sozialstandards. „Es macht für uns einfach keinen Sinn, ein nationales Siegel in einem globalen Markt zu haben“, so Ingeborg Neumann. „Der Grüne Knopf kann nicht halten, was versprochen wird.“

 

135 000 Mitarbeiter der deutschen Textilindustrie erwirtschaften in Deutschland insgesamt einen Jahresumsatz von 34 Milliarden Euro, 40 Prozent im Export. Der Bekleidungsbereich, der mehr als ein Drittel der Umsätze der deutschen Textilindustrie ausmacht, konnte im vergangenen Jahr neun Prozent im Export zulegen. Die deutsche Textilindustrie ist weltweit führend, wenn es um innovative Verfahren und Produkte geht – in viele Anwendungsbereiche hinein. Ob im Wohnbereich, beim Bauen, in der Medizin oder in der Umwelt- oder Filtertechnik, aber auch im Auto- und Flugzeugbau. Textil ist der Stoff immer neuer Zukunftslösungen. Bei technischen Textilien sind die Unternehmen der deutschen Textilindustrie Weltmarktführer.